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Jeder Schüler hat die Schule, die er verdient – ebenso jeder Lehrer !

Eine provokante Ausssage, jedoch mit hohem Wahrheitsgehalt. Eine Kernfrage, die sich wohl jeder Interessent stellt : Ist mein Wing-Tzun gut ? Wie erkenne ich überhaupt eine gute Wing-Tzun Schule ? Was sind die Paramenter, um den inhaltlichen konzeptionellen Ansatz der jeweiligen Schule richtig einordnen zu können und darüber hinaus auch die Fähigkeit und Können des Lehrers oder Ausbilders an sich ?

Dafür gibt es sicherlich keine absolut eindeutigen Indizien, aber durchaus gewisse Faktoren, die zumindest im Vorwege als Bewertungsgrundlage dienen und helfen können, die richtige Entscheidung zu treffen.

Im Vorwege steht zu erst einmal der eigene individuelle Anspruch im Vordergrund. Was sind meine persönlichen Ziele und Erwartungen? Wie sehr möchte ich in das Thema Kampfkunst einsteigen und welche Ambitionen begleiten mich dabei ? Welcher mögliche Zeitaufwand fürs Training ist realitisch, welcher Ehrgeiz und welche Beständigkeit begleiten meine Motivation ? Möchte ich nur ein Grundgerüst lernen, um mich verteidigen zu können, oder ist meine persönliche Erwartungshaltung höher und ich möchte tatsächlich womöglich selber Lehrer (Meister) dieser Kunst werden ? Somit stehen Erwartungshaltung immer im direkten Vergleich zu der Kompetenz und dem Angebot der Schule.

Hinter jeder Kunst steht ein Lehrer, hinter jedem Lehrer stehte eine Philosophie und ein Ziel. Das sind schon Anhaltspunkte, die durchaus bei der Wahl einer Schule ausschlaggebend sein können. Motivation und Visionen eines Lehrers sind wichtige Aspekte bei der Frage, ob der eigene Anspruch sich mit dem der Schule deckt. Transparenz ist das Stichwort. Eine gute Wing-Tzun Schule sollte optimaler Weise eine gewisse cooperate idendity haben, also eine Philosophie vertreten, die klar im Vordergrund steht. Ob die Schule direkt vom Oberhaupt geleitet wird und somit ein direkter Kontakt in der Ausbildung garantiert ist und welche Erfahrung (persönliches Alter, Dauer der Tätigkeit ) den Lehrer auszeichnet. Das sind schon Indizien, die Auf­schluß über den ungefähren Qualitäts Standard der Schule geben. Transparenz heißt darüber hinaus auch die Zielsetzung deutlich zu umschreiben. Worum geht es ? Sollen nur organisatorisch aufgebaute Hürden genommen werden, wie z.B. zahlreiche kostspielige Prüfungen, Pflicht­lehrgänge, Grundgebühren uvm., oder ist das Ausbildungs­konzept darauf ausgerichtet jedem Interessenten eine faire Chance zu geben, die gesteckten Ziele zu erreichen und seinen Einsatz zu belohnen ?

Es gilt die Wahrheit : Der erste Lehrer ist der Wichtigste ! Alles was sich zu Beginn der Ausbildung festsetzt, d.h. sowohl motorische Bewegungsabläufe, als auch logisches Verständnis für das WT-Konzept, sind am tiefsten verwurzelt, eben verinnerlicht. Sich im späteren Leben von möglichen ‘Mißverständnissen’ wieder zu lösen, ist ein anstrengendes Unterfangen. Genau genommen fängt man im Grund wieder von vorne an. Halbwissen des Lehrers, oberflächliche Betrachtungsweisen oder sogar nachweisbare Fehler im Unterrichtskonzept werden 1:1 auf den Schüler kopiert. Eine fatale Verkettung.

Beurteilung ist das nächste Stichwort. Beurteilung basiert auf dem Prinzip von Vergleich. Das Prinzip “Urteil” und somit letztendlich auch die Frage der Entscheidung für die ‘richtige’ Schule, basiert darauf mehrere Eindrücke zu sammeln und abzuwägen. Eine gute Schule braucht keinen Vergleich zu scheuen. Die meisten meiner Schüler haben sich vorher, oder sogar manchmal während der Mitgliedschaft in meiner Schule, andere Schulen angesehen und getestet und sich für meine Schule, und damit für mich als Lehrer, entschieden. Das ist der beste Beweis für den Gesamt­eindruck und der Glaub­würdigkeit meines Tuns. Ein Lehrer sollte Niemanden vorschreiben oder einen Schüler daran hindern sich umzusehen, was außerhalb der Schule geschieht. Jeder Interessent muß auch die Fähigkeit entwickeln, herauszufinden, welche Schule die Richtige für ihn ist. Jeder gute Lehrer sollte auch das Selbstvertrauen besitzen dies zu akzeptieren. Ist ein Lehrer authentisch und kennt darüber hinaus auch seine Grenzen, so zeigt es eine gesunde Einschätzung der aktuellen Fähigkeit und des Status Quo.

Insbesondere im Wing-Tzun ist es sehr wichtig eine ‘gefühlte’ Erfahrung zu machen. Der Kern der Aus­bildung ist ja bekannter Maßen das Chi-Sau (klebende Hände), also das Gefühlstraining für die Reflexe im Nahkampf. Im direkten Vergleich spürt Jeder sofort die Wirkung, Effektivität und Wirksameit (Druck, Reaktion, Logik), die sich dann bei Kontakt (Angriff) wiederspiegeln. Dieser Aspekt ist ein Zeichen konzeptionell gut durch­dachter Ausbildungs­kriterien. Diskussionen erübrigen sich, da es im Nahkampf nur 2 Optionen gibt, es funktioniert oder es funktioniert nicht. Ich habe keine Bedenken mich Interessenten oder anderen Wing-Tzun Lehrern zu stellen, um mein Können diesbezüglich ausgiebig testen zu lassen. Im Gegenteil, es bestärkt meine Gewissheit auf dem richtigen Wege zu sein, dem eigenen sehr hohen Anspruch gerecht zu werden. Bisher konnte ich Jeden von der Qualität meines Chi-Sau überzeugen.

Die Besonderheit des Wing-Tzun besteht darin gegnerische Kräfte auszunutzen und den Gegner mit seiner eigenen Kraft zu besiegen. Diese Kernkompetenz des Wing-Tzun sollte von einem Lehrer auch perfekt in die Tat umgesetzt werden. Mit anderen Worten : Es sprechen alle Aspekte gegen dich, der Gegner ist grösser, schwerer und stärker als Du und dennoch besiegst du ihn. Erst jetzt kommt der eigentliche Kern der Kampfkunst Wing-Tzun zum Vorschein, das ausgeklügelte Konzept biomechanischer Möglichkeiten selbst in der höchsten Not das Schicksal noch zum Guten zu wenden. Lehrer, die selbst körperlich hochgerüstet sind (und zwar trotz WT) und permanent auf Fitness, Pratzentraining und Aggression setzen, opfern somit das Wesen des Wing-Tzun. Niemand sollte ernsthaft in Erwägung ziehen im Ernstfall sich auf die gleiche konventionelle Methodik des Gegners einzulassen. Das hat noch nie funktioniert und wird auch nie funktionieren.

Zu guter Letzt spielen sicherlich auch menschliche Faktoren eine Rolle. Im Laufe der Zeit entwickelt sich innerhalb einer Schule auch Freund­schaften und eine Atmosphäre während des Trainings, in denen sich alle wohlfühlen sollten. Zum Training zu gehen ist auch ein Teil seines Privatlebens und sollte dement­sprechend auch belohnt werden. Ein guter Lehrer weiß das und bringt die Führungs­qualitäten mit, dies zu vermitteln. Es dient Niemanden innerhalb der Schule Politik zu betreiben, Menschen zu manipulieren oder sie nur als Ego-Streichler zu benutzen, weniger noch als Statisten für das eigene Ansinnen. Wir leben alle nur ein Leben und somit obliegt auch dem Verantwortungsgefühl des Lehrers dieses kostbare Gut von Leben und Zeit nicht zu vergeuden. Somit ist eine Wing-Tzun Schule auch so etwas wie ein zu Hause, ein soziale Stätte, zu der man gerne geht und mit gutem Gefühl seine Entwicklung aufbaut.